Langsam erholen wir uns vom Schock. Am Montag Abend ist ein Unwetter durch die Stadt gefegt, wie ich es noch nicht vorher erlebt habe. Um kurz nach acht wurde es stockdunkel und in kurzer Zeit brach ein unglaubliches Gewitter über uns herein. Glücklicherweise waren wir alle zu Hause und nicht mehr auf der Rückreise von meinen Eltern wie noch zwei Stunden vorher.
Der Himmel war seltsam verfärbt, teils dunkelgrün, teils lila in kurzen Abständen von Blitzen erhellt. Dazu fegten extreme Windböen durch die Stadt, die gleich zu Beginn den Sonnenschirm auf unserer Terrasse einfach abgeknickt haben. Glücklicherweise hatte ich den Schirm mal am Geländer fest gebunden, sonst wäre er vermutlich in unsere große Fensterscheibe gekracht. Die Sorge, dass das trotzdem noch passiert hat uns während des ganzen Gewitters begleitet. Wir haben uns aber auch nicht raus getraut um den Schirm zu sichern, so viele Blitze gingen über uns runter. Die Möbel auf der Terrasse flogen durch die Gegend, haben aber zum Glück keinen Schaden angerichtet. Die Windböen drückten gegen die Fenster, dass man das Gefühl hatte gleich wird das ganze Fensterelement raus gerissen. Und dabei mussten wir die ganze Zeit Gelassenheit und Zuversicht ausstrahlen, weil das kleine Fräulein M. sowieso schon eine Riesenangst vor Gewittern hat. Das war nicht leicht. Das große Fräulein hat sich auch redlich bemüht und das Fräulein M. mit Kuscheltieren zugedeckt.
So ein Unwetter habe ich noch nicht erlebt.
Gestern morgen bin ich dann mit den Mädels mal durch unser Viertel gelaufen und wir haben das ganze Ausmaß des Unwetters gesehen. Unsere Straße war einigermaßen verschont geblieben. Es war wohl Glück, dass erst vor einer Woche die großen Bäume dort geschnitten worden waren.
Um die Ecke waren reichlich Dachpfannen vom Dach gekommen und hatten eine ganze Reihe geparkte Autos zerstört.
Ein Stück weiter haben wir nach abgeknickten Ästen die ersten umgestürzten Bäume gesehen und am Kirchplatz schließlich waren so viele Bäume umgefallen, dass man den Spielplatz darunter gar nicht mehr erkennen konnte.
Auf meinem liebsten Radweg entlang der Düssel, lagen riesige alte Bäume quer. Einfach so entwurzelt. Ein Teil der Bäume hatte die Oberleitungen der Straßenbahn runtergerissen und reichlich Autos unter sich begraben. Straßen waren unpassierbar weil Bäume komplett quer lagen. Der öffentliche Nahverkehr war komplett eingestellt und es gab stundenlange Staus in der Stadt.
An unserer Kirche war alles abgesperrt und der Pfarrer blickte fassungslos zum Turm hoch. Der Sturm hatte einen Teil des Daches angehoben.
Rings um unseren Spielplatz lagen umgestürzte Bäume. Verrückt, dass Leute dort entspannt unter Bäumen saßen und ihre Kinder unter Bäumen klettern ließen. Schließlich gab es überall noch die Gefahr, dass angebrochene Äste noch runter stürzen.
Fräulein M. wollte unbedingt wissen, wie es an ihrer Schule aussieht und so haben wir uns auch dahin auf den Weg gemacht. Der Lehrerparkplatz war von zwei umgestürzten Bäumen blockiert, auf dem Schulhof reichlich Äste runtergekommen und vor der Turnhalle hing ein großer, halb abgebrochener Ast am Baum. Wie ich mittlerweile weiß, gibt es wohl auch in der Schule Schäden und der Unterricht wird erst in der nächsten Woche wieder aufgenommen, wenn alles gesichert worden ist.
Durch einen Anruf wurde ich informiert, dass auch Fräulein P. noch schulfrei hat, weil die Strasse zu ihrer Schule nicht passierbar ist und die Schule beschädigt.
In unserem geliebten Hofgarten war ich mit den Kindern noch gar nicht. Auch dort und auf den Rheinwiesen sind wohl alte Baumriesen umgestürzt.
Erst am Nachmittag konnte man die Schäden an den Bäumen richtig gut sehen. Da fingen die Blätter an den abgebrochenen Ästen nämlich an zu welken und bekamen einen silbrigen Glanz. Vorher war einfach alles gleichmäßig grün. Ich habe Fotos gemacht und auf den Fotos kann man die Schäden gar nicht so gut erkennen, weil alles einfach schön grün aussieht. Zum Teil war eine Spur auf der Straße dann eben schön grün. Dass das alles umgeknickte Bäume waren, war auf den Fotos kaum zu erkennen.
Die Mädels und ich sind also ziemlich fassungslos durch die Stadt gelaufen und konnten kaum glauben wie es überall aussah. Wenn alles aufgeräumt ist, wird sich das Stadtbild verändert haben. Viele große Bäume werden fehlen.
Leider gab es bei dem Unwetter mehr als umgestürzte Bäume zu beklagen – auch drei Todesopfer gab es in Düsseldorf. Sie hatten wohl in einer Gartenhütte Unterschlupf gesucht, die von einem umstürzenden Baum zerstört wurde. Unfassbar.
Gestern waren den ganzen Tag Rettungskräfte im Einsatz. Es gab kaum eine Minute ohne Martinshorn. Irgendwann fiel mir dann auf, dass mal einen Moment Ruhe war.
Heute werden wir uns noch einen ruhigen Tag machen. Die Mädels haben erschöpft geschlafen. Wir werden alle noch ein wenig Zeit brauchen um zu begreifen, was die Natur auch hier in der Stadt anrichten kann.
Ich hoffe, ihr seid vom Sturm verschont geblieben.
Liebe Grüße.
– Anja –
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