Der Orkan Ela ist jetzt schon einige Zeit her und die Düsseldorfer haben sich daran gewöhnt mit den Schäden zu leben. Mehr oder weniger.
In den ersten Tagen haben sich die Aufräumarbeiten auf die Straßen und öffentlichen Einrichtungen konzentriert. Umgestürzte Bäume, Gefahrenstellen und die Parks der Stadt wurden nur mit Flatterband markiert – wenn überhaupt. Mittlerweile sind einige Parks aufgeräumt und andere komplett abgesperrt worden. Eigentlich.
Trotz der Warnung vor Lebensgefahr werden diese Absperrungen nämlich immer wieder zur Seite geschoben, umrundet und ignoriert. Die Parks werden von Fußgängern, Joggern, Familien mit Kinderwagen und Fahrradfahrern durchquert. Für Außenstehende ist das vielleicht schwer zu verstehen, aber irgendwie scheint das eine Form von Trotz zu sein. Wir erlauben dem Orkan einfach nicht uns unsere Parks zu nehmen. Gestern habe ich noch mal darüber nachgedacht und festgestellt, dass ich auch selber irgendwie abgestumpft bin gegenüber dieser Warnung. Wir laufen über Bürgersteige, über denen immer noch abgeknickte Äste hängen, wir fahren über Straßen und manchmal hängen in jedem zweiten Baum am Fahrbahnrand abgeknickte Äste, wir parken unter Bäumen und viele schauen mittlerweile nicht mal mehr nach oben um zu sehen, ob vielleicht ein Ast aufs Auto stürzen könnte.
Wie soll man denn diesen Gefahren ausweichen? In den ersten Tagen haben wir wirklich manchmal die Straßenseite gewechselt, um den schlimmsten Stellen auszuweichen und natürlich Spielplätze mit Bäumen gemieden. Erst jetzt sieht man aber, wo wirklich überall abgeknickte Äste hängen. Die Bäume sind nämlich grün und die Äste sind mittlerweile braun durch die getrockneten Blätter. Und diese Äste sind gefühlt überall in den Bäumen. Man kann ihnen kaum ausweichen. Die Düsseldorfer ignorieren einfach, dass an allen Straßenecken zersägte Bäume liegen und vielleicht jeder 20. Parkplatz nicht genutzt werden kann, weil sich darauf Äste türmen.
Sogar aus schon kontrollierten Bäumen stürzen immer wieder Äste ab und verursachen Schäden. Man könnte sagen, die Düsseldorfer sind in den letzten Wochen seit dem Orkan abgestumpft gegenüber diesen Schäden und Gefahren.
Und dann ist immer das Problem: wohin kann man überhaupt gehen? Ist der Spielplatz schon kontrolliert und freigegeben? Kann man in einen der Parks, die wir sonst nutzen? Ist der Weg am Rhein entlang schon wieder nutzbar? Gibt es schon wieder Waldgebiete, die man betreten darf? Die meisten Sachen vielen in den letzten Wochen aus. Und trotzdem muss man ja irgendwie raus und die Kinder irgendwie beschäftigen und sich austoben lassen! Wir leben hier in der Stadt und nur die wenigsten haben Gärten in denen die Kinder spielen können. Wir sind also angewiesen auf diese Flächen.
Jetzt habe ich mir „unseren“ Park angeschaut – den Hofgarten. Und mir sind fast die Tränen gekommen bei den Haufen von Holz und Bergen von Holzschnitzeln die dort liegen. Der Hofgarten ist der Park in den wir zum Spielplatz gehen, zum Fußball spielen, zum auf der Wiese sitzen und den wir als einen kinderfreundlichen Fahrradweg durch die Stadt nutzen. Normalerweise.
Jetzt ist der Hofgarten ein Holzlager. Man sieht zersplitterte Bäume, zerschmetterte Bänke und zerdrückte Zäune. Raus gerissene, riesengroße Wurzelballen. Arm- und beindicke Wurzeln, die einfach abgerissen sind. Neue Sichtachsen, weil komplette Baumreihen nicht mehr existieren.
Allen in Düsseldorf scheint klar zu sein, dass es noch Monate und Jahre dauern wird alle diese Schäden und Gefahren beseitigt sind. Und irgendwie müssen wir bis dahin weiter leben in dieser veränderten Stadt.
So sieht es aus bei uns nach dem Sturm.
Man merkt, dass auch die Fräuleins noch einige Zeit brauchen den Sturm zu verarbeiten und um „ihre“ Bäume trauern.
Liebe Grüße.
– Anja –
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