2 Welten existieren im Moment hier in Düsseldorf: diese ganz normale Welt, in der man arbeitet, zur Schule geht, sich um die Wäsche und den Einkauf kümmert, man zum Elternabend in die Schule geht und die Kinder zum Sport bringt.
Und dann diese andere Welt, die sich mitten in unserer alltäglichen Welt befindet und sich doch nur in kleinen Häppchen in unser Bewusstsein dringt. Flüchtlinge, die unfassbare Dinge erlebt haben, aus verschiedensten Ländern dieser Welt stammen und jetzt ihren Weg hier nach Düsseldorf gefunden haben. Die keinen Alltag mit Schule, Arbeit, Wohnung und Einkäufen haben. Die zunächst in Flüchtlingserstaufnahmelagern ankommen und einen Alltag zwischen Essensausgabe, Schlafen und Langeweile haben, die Kontakt zu ihrer „normalen“ Welt nur über ihr Smartphone halten können.
Immer mehr dringt diese Welt der Flüchtlinge in unseren Alltag. Die Nachrichten von in LKW erstickten Menschen und ins Meer geworfenen Kindern kann uns einfach nicht kalt lassen. Ich habe den Beitrag von Lucy Marshall gelesen, vor meinem Handy gesessen und geweint. Unerträglich einfach. Wenn ich mit den Kindern im Auto unterwegs bin und im Radio die Nachrichten laufen, bin ich im Moment versucht den Ton auszudrehen. Wie viel kann man den Kindern zumuten? Wie sollen die Kinder mit diesen furchtbaren Nachrichten umgehen? Unfassbare Nachrichten von in LKW erstickten Kindern! Von brennenden Flüchtlingsheimen! Jedes mal, wenn ich jetzt die Kinder vor der Flüchtlingsunterkunft in der unserer Nähe spielen sehe, frage ich mich, auf welchem Weg sie nach Deutschland gekommen sind. Saßen sie in überfüllten Schiffen? In Kühltransportern? Haben sie selbst diese unfassbaren Dinge erlebt, die wir mittlerweile täglich in den Nachrichten sehen? Ich bekomme diese Welten einfach nicht richtig zusammen.
Darüber reden ist sicher wichtig. Den Kindern klar machen versuchen zu erklären, dass die Flüchtlingskinder mit fast nichts in ein Land kommen, das sie nicht kennen, in dem sie die Sprache nicht verstehen, in dem sie keine Freunde haben, in dem Alles anders funktioniert – und ihnen klar machen, dass die Flüchtlinge nicht aus einer „unterentwickelten“ Welt kommen ohne Autos und feste Häuser, sondern aus Ländern in denen sie selbst oft Haus, Garten, Auto, Freunde, Spielzeug……. hatten. Und jetzt haben sie nichts ausser der Hoffnung hier in Sicherheit zu sein.
Helfen muss man einfach in dieser Situation! Sie sind hier in unserer Welt. Sie haben es hierher geschafft und brauchen jetzt Hilfe. Wir können die Kriege nicht einfach abstellen, die Übergriffe nicht beenden, die Verrücktheiten dieser Welt nicht begreifen und nicht verhindern. Das macht mich wütend und auch irgendwie hilflos, aber es darf uns nicht in Lethargie zurück lassen. Denn wir können hier vor Ort helfen, dass die Betroffenen neue Hoffnung schöpfen können.
Spenden gehört dazu.
Sachspenden sind erst mal das Einfachste. (Selbstverständlich, dass die Dinge gut erhalten und sauber sein müssen. Unmöglich kann alles gewaschen werden und in manchen Unterkünften gab es zunächst nicht einmal Waschmaschinen. Weitere Hinweise gibt es auf der #bloggerfuerfluechtlinge Seite) Nur sind Sachspenden leider nicht ausreichend. Die Sachen müssen nämlich auch sortiert, verwahrt, verwaltet und verteilt werden und das überfordert die Hilfsorganisationen im Moment. Letzte Woche habe ich nach einem Aufruf für eine Babyerstausstattung unseren Kinderwagen wieder flott gemacht, alle Bezüge gewaschen, und Fräulein M. (Der es gar nicht so leicht viel sich von ihrem Kinderwagen zu trennen – wobei wir wieder beim Thema „Reden“ wären. Mir war vorher gar nicht klar, dass ich auch über solche Spenden mit ihr reden müsste.) hat die Wickeltasche mit allen notwendigen Utensilien gefüllt und mit mir zur Spendenannahme von Flingern mobil gebracht. Und zur Spendenannahme wurden den Tag VIELE Sachen gebracht. Am nächsten Tag habe ich gelesen, dass zunächst keine weiteren Spenden angenommen werden, weil die Räumlichkeiten überfüllt sind. Wer also ganz konkret helfen will:
Zeitspenden werden wohl überall gebraucht: zum Spenden annehmen, sortieren, ausgeben. Für Behördengänge, um die Stadt zu zeigen, Wege zu begleiten, Sprache zu lehren, Kinder zu betreuen, zu übersetzen….. Die Liste könnte vermutlich ewig fortgeführt werden. Also kümmert euch! Aber stimmt euch vorher mit den Institutionen ab. In Düsseldorf könnt ihr eure Hilfe über dieses Formular anbieten: Flüchtlingsbetreuung Düsseldorf.
Geldspenden sind natürlich immer willkommen. Die Gruppe #BloggerFuerFluechtlinge sammelt Spenden über betterplace.org. Gerne beteilige ich mich mit meinem blog daran! Zunächst waren diese Gelder für „Moabit hilft“ bestimmt. Da der Spendenaufruf mittlerweile über Blogger in ganz Deutschland geteilt wird und einiges an Spenden zusammen gekommen ist, werden die Gelder auch deutschlandweit verteilt werden.
Und wie engagiere ich mich ganz persönlich?
Darüber berichten ist natürlich eine Sache und hilft möglichst viele Menschen, Gelder, Helfer zu aktivieren. Ausserdem bin ich überzeugt davon, dass es wichtig ist darüber zu reden, sich mit anderen zusammen zu tun und damit eine positive Stimmung zu erzeugen in UNSEREM DEUTSCHLAND. Ich will nicht zulassen, dass das Thema Flüchtlinge in einem Atemzug genannt wird mit brennenden Unterkünften und Hassparolen. Lasst uns gemeinsam für positive Nachrichten sorgen!
Ganz konkret und vor Ort ist den Flüchtlingen natürlich noch nicht geholfen mit Worten und Berichten. Werden wir also aktiv. Ich bereite gerade eine Kreativ-AG für die Schule vor und werde ein ähnliches, kreatives Angebot demnächst für die Kinder in der Flüchtlingsunterkunft anbieten. Ich hoffe, ich kann in den nächsten Tagen noch ein paar Sachspenden in Form von Wolle generieren und werde dann einfach starten. Mit den Kindern weben und häkeln, flechten und basteln. Vielleicht kann ich später auch noch eine Nähmaschine auftreiben und ein paar Stoffe um mit den Kindern eigene Kuscheltiere zu nähen. Wie schön wäre es, mit den Flüchtlingskindern Kuscheltiere zu nähen auch für ANDERE FLÜCHTLINGSKINDER! Sich gegenseitig helfen. Kinder für Kinder. Ideen habe ich genug, aber bevor ich mich verzettel und alles zu lange dauert bis ich starten kann, werde ich es zunächst mal einfach halten und mit der Wolle starten. Mein Mann ist in Vorbereitung für ein Sportangebot. Wer uns kennt, weiß, dass unsere Stärken doch sehr unterschiedlich sind. Ich denke, jeder sollte einfach das anbieten, was er am Besten kann und ihm Spaß macht.
Meine Sachspende in Form des Kinderwagens habe ich mit einem kleinen Wölkchen, einem „welcome Baby“ und ein paar selbst gemachten Babysachen ausgestattet. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich eines dieser Dinge demnächst irgendwo in der Stadt bei einem Baby wiedersehen würde. Ich würde mich leise vor mich hin freuen, dass ich helfen konnte und hoffen, dass dieses Kind am Anfang eines schönen Lebens steht.
Hier noch einmal die Anlaufstellen für Spenden und Helfer in Düsseldorf:
Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf
Willkommen in Düsseldorf – Facebookseite
Spenden für Flüchtlinge – Facebookseite
Seite der Stadt Düsseldorf zum Thema Flüchtlinge
Weitere regionale und überregionale Anlaufstellen findet ihr auf der Seite von bloggerfuerfluechtlinge.
Auf geht’s!
Einfach helfen.
Es soll nur eine Welt geben. Eine Gute.
Liebe Grüße.
– Anja –
PS: Die erste Spende wurde mir soeben von Hoooked zugesagt! Für die Arbeit mit den Flüchtlingen bekommen wir 7 Knäuel Textilgarn kostenlos zur Verfügung gestellt.
Danke schön!